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Werk

Villa Karbach

„Wie der Skurrealismus in die Welt kam“
Ausstellung im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut

Ausstellungsansicht

Ausstellungsansicht in der Villa Pantschoulidzeff
Gedicht Walter Pilar, Fotoarbeit Otto Hainzl
Foto (C) Otto Saxinger 2024

Die Ausstellung im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut rückt das Werk des 2018 verstorbenen Künstler Walter Pilar in den Mittelpunkt. Sie setzt sich mit seiner Wortschöpfung Skurrealismus auseinander und unterstreicht dies durch gegenwärtige Positionen.

Pilar hat das Wort „Skurrealismus“ erfunden, eine Synthese von Realismus und des Skurrilen. Zweiteres ortet er im menschlichen Zusammenleben immer wieder.

Rund um sein Werk haben die Kuratoren Paolo Bianchi und Martin Sturm ein Ensemble zeitgenössischer Positionen versammelt die ebenfalls als skurril gedeutet werden können.

Zur Arbeit schreibt Kurator Paolo Bianchi

Im Rahmen der VILLA KARBACH-Schau stellt Otto Hainzl eine grossformatige Farbfotografie „Ohne Titel“ (2023) aus. Sie zeigt einen Ausschnitt aus dem ersten Obergeschoss eines gewöhnlichen Wohnhauses. Auffallend jedoch

Quergasse

aus der Serie ›WIR - Dramaturgie des sozialen Lebens‹

Quergasse

In der Serie WIR - Dramaturgie des sozialen Lebens fängt der Künstler Otto Hainzl mit wachem Blick die Spuren menschlichen Daseins im städtischen Gefüge ein. Motiv seines Triptychons ist die Quergasse in Linz, die mit ihren rund 50 Metern die Museumsstraße mit der Lederergasse verbindet. Der Künstler lenkt durch die Wahl des Bildausschnittes unsere Aufmerksamkeit auf scheinbar Nebensächliches, das in seiner Gesamtheit viel über uns als Gesellschaft aussagt. Straßenschilder, politische Plakate, Graffitis und Parkscheinautomaten werden in einer präzisen Bildkomposition zu Hauptakteuren des dreiteiligen Werkes. In ihrem Zusammenspiel eröffnen sie einen reflexiven Raum über Fragen des gesellschaftlichen Miteinanders.

Text: Sarah Jonas
Angekauft durch die Sammlung der 0Ö Landes-Kultur GmbH, Land Oberösterreich
Foto Credits: Otto Hainzl, Bildrecht Wien, 2023
Ausführung: Diasec auf Alu Dibond 3 x 120 x 120 cm

Ausstellungen

Spuren der Stadt, Kunstsammlung des Landes OÖ, 2023
WIR - Dramaturgie..., fotoforum, Bozen, 2010
WIR - Dramaturgie..., Monat der Fotografie, Wien, 2010

Die Erfindung der ›One Day Residency‹

Mehrere male war ich auf einem Artist in Residence Aufenthalt. Meine Zeit im Iran wurde durch so ein Stipendium möglich auch ein prägender Aufenthalt in Plüschow in Deutschland. Es ist ein wichtiges Format in dem man als Künstler bei einer Einrichtung (meist der öffentlichen Hand) mehrere Wochen ein Umfeld zur Verfügung gestellt bekommt in dem man konzentriert intensiv an einem Projekt arbeiten kann. Es sind auch wichtige Meilensteine in der eigenen Biografie: Je besser sich die liest, desto eher wird man akzeptiert, desto besser wird sie sich dann lesen usf.

Das Prinzip der Strasse ist Bewegung

Daher habe ich eine Erweiterung dieses Formates erfunden: Die One Day Residency. Ab Belgrad nordwärts Richtung Vardø und Nordkap habe ich mich bei Kultureinrichtungen beworben und das funktioniert so:

Bitte ladet mich zu einem Artist in Residence Programm ein, mit einem Stipendium von 20 EUR pro Tag und abschliessender Ausstellung. Nach einem Tag muss ich weiter, also ist die Dauer einen Tag, am Abend die Ausstellung, das Stipendium beträgt 20 EUR alles in allem und dann geht es weiter entlang der Europastrasse Richtung Norden.

Natürlich ist da ein Augenzwinkern dabei, auch wollte ich damit den Kunstbetrieb ein wenig persiflieren: Ich wurde für dieses selbst kreierte Format 2 x eingeladen und das steht nun auch in meinem Lebenslauf. Andere Residencies waren einfacher zu bekommen...


Ein "Artist in Residence"-Programm ist ein Art Stipendium für Künstler. Man bewirbt sich für einen bestimmten Zeitraum, meist ein bis sechs Monate bei einer speziellen Einrichtung, Stadt oder Organisation um dort zu leben und zu arbeiten. Während dieser Zeit haben die Künstler die Möglichkeit, ihre kreativen Projekte zu entwickeln, neue Ideen zu erforschen und sich mit der lokalen Kunstszene oder anderen Künstlern auszutauschen. Manche Programme beinhalten auch öffentliche Präsentationen oder Ausstellungen, bei denen die Ergebnisse der Arbeit gezeigt werden.

Spannend daran ist dass es dass man in ein neues Umfeld kommt und gerade dadurch eine neue Perspektive einnimmt. Auch das fördert die Entstehung von einzigartigen, oft unkonventionellen Werken.

Plüschow Sofa

Anlässlich meines Artist in Residence Aufenthalt im Kunsthaus Mecklenburg habe ich folgendes notiert

Ausstellungsansicht

Ein Sofa sticht mir ins Auge. Am dritten Tage wandert es vom Wohnraum meines Aufenthaltes als Stipendiat ins Atelier. Es ist nun Subjekt. Meine approximative Phantasie spricht. Es trägt eine zeitliche Signatur. Es ist wohl ein Stück der 1970er Jahre. Nun, ich befinde mich aber in Mecklenburg. DDR in den 1970er Jahren. Hinter dem Sofa stand also System. Es steckt auch Designwille dahinter, das spürt man. Es ist nicht abgenützt. Trotz seiner Geschichte!

Schliesslich beginnt die Suche nach seiner Herkunft, seiner Geschichte. Es stellt sich heraus, es hat ein Mecklenburger Künstler gestiftet. Er wiederum bekam es von seinen Eltern. Sein Vater mittlerweile verstorben, seine Mutter lebt noch. Eine Einladung von mir erfolgt. Später stehen Sie vor der Türe, kommen herein, sie nimmt auf dem Sofa Platz, prüft es, erzählt Geschichte.

Künstlerisch ordne ich die Arbeit in meinen Appearance Zyklus ein. Irgendwo taucht mein mobiles Studio auf. Es war schon auf einem Wanderweg im Wald, auf einer Esplanade, auf einem grönländischen Dorfplatz – in einem Gastatelier. Erneut zeigt eine Appearance ein Muster unserer selbst, gibt einen Querschnitt jener Leute die einen Wanderweg, eine Esplanade, einen grönländischen Dorfplatz oder ein Künstleratelier besuchen.

Mehr zu diesem Sofa wird folgen.

geschrieben 2018, mittlerweile war das Sofa in zahlreichen Ausstellungen,
zB. ›sitzen‹ mit Alois Riedl