Wie man die Moral der Mannschaft aufrecht erhält
Ich bin nun bald 2 Monate und mehrere tausend Kilometer unterwegs. So lange auf so engem Raum mit sich selbst, da muss man sich schon ganz gut mit sich vertragen. Sonst ist diese Zeit zu lange um sie gut zu überstehen. Ein solches Projekt im ständigen Konflikt zu bewältigen wäre nichts für mich. Bisher ging es zum Glück ganz gut. Ja, der eine oder andere Selbstvorwurf kommt natürlich. Das eigene Argument dagegen und schon überwirft man sich. Paare und Gruppen haben es da einfacher, sie können sich trennen – doch ich?
Daher ist es wichtig, die Moral der Mannschaft aufrecht zu erhalten. Man entwickelt dazu Strategien und sammelt Erfahrungen. Über die Wichtigsten will ich hier schreiben:
1. Ordnung halten
(Oder, dass man die Dinge immer dort hin gibt, wo sie hingehören)
Die Fahrt entlang der E75 in all ihren Facetten ist ohnehin komplex genug. Die Ausrüstung muss immer einsatzfähig sein, Akkus stets geladen, inklusive der eigenen. Jede Nacht braucht man einen neuen Ort zum Übernachten. Und so weiter. Also Ordnung halten. Das funktioniert natürlich nicht immer und gerade dieser Punkt ist bei Alleinreisenden extrem heikel. Wer ist der Schuldige, wenn etwas nicht an seinem Platz ist?
2. Gutes Essen
Gutes Essen hebt die Moral unwahrscheinlich. Das ist streckenweise nicht so einfach. Das Hauptproblem, die Monotonie. Burger, Pizza und Chicken Wings als einziges Angebot über hunderte von Kilometern ist natürlich ein Fallstrick für jede Moral. Hier hilft es, das Land zu wechseln, dann bekommt man Steak, Schweinshaxe, und für Leute die es eher Richtung vegetarisch bevorzugen, ein Huhn. Selbst zu kochen ist da oft der gute Ausweg. Denn der Fitnesssalat mit seinen Hendlstreifen drückt gelegentlich schon auf die Moral.
3. Konsum
Konsum ist natürlich ganz wichtig. Konsum befriedigt. Das hatte ich bereits im Vorschulalter erkannt. Doch es ist tückisch. Wohin mit den ganzen Dingen, wenn man so lange unterwegs ist. Der Kreislauf verkürzt sich – die Latenzzeit vom Kauf zur Entsorgung wird kurz und offensichtlich. Das wiederum führt aber dann doch dazu, den Konsum deutlich einzuschränken. Außer ein paar Schneekugeln (und Essen) habe ich wenig gekauft. Zuhause kann man Haus oder Wohnung vollräumen. Aber hier? Das ist eine der schönen Lektionen dieser Fahrt, man braucht nicht viel zum Glücklich sein. Außer natürlich einer guten Kamera…
4. Gute Fotos
Das ist Moralheber Nummer Eins – das Wichtigste. Ist die Moral der Mannschaft gut, werden auch die Bilder besser. Umgekehrt könnte es zum Teufelskreis werden, doch die Spirale dreht sich zum Glück nach oben!
Literaturtipps:
Zen and the Art of Motorcycle Maintenance, Robert M. Pirsig
Haben oder Sein, Erich Fromm